Donnerstag, 23. Juni 2011

Verzögerungen

Von der Reederei Grimaldi haben wir bestätigt bekommen, dass wir auf der Grande Francia die Eignerkabine (mit eigenem Bad und sogar mit Badewanne!) gebucht haben und dass der Frachter am  23. August 2011 in Hamburg ablegen wird.

So vornehm sind wir noch nie gereist., da werd ich doch jeden Tag ein Vollbad nehmen.



Im Mai erhielten wir eine e-mail, dass sich die Abfahrt voraussichtlich um 14 Tage verzögern wird. Anfang Juni erhielten wir eine weitere e-mail, die Abfahrt wird sich abermals verzögern, Termin ist jetzt der 14. September. Seit geraumer Zeit verfolgt Peter über den Link: www.marinetraffic.com die Grande Francia und stellt jedesmal fest, sie hinkt  ihrem Zeitplan hinterher.  Keine Ahnung, wann wir denn nun tatsächlich in Hamburg ablegen. Uns passt das aber ganz gut, so haben wir mehr Zeit für die Vorbereitungen.

Dienstag, 21. Juni 2011

Vorbereitungen

Zunächst verbrachten wir wie jedes Jahr die Monate Januar, Februar und März in Marokko. Aber mit der Rückkehr Anfang April 2011 war es vorbei mit unseren Reiseträumereien, es sollten endlich Taten folgen. Die Vorbereitungen mussten in Angriff genommen werden.

Ich musste zuerst meine Arbeitsstelle kündigen und meine Rente beantragen, Peter startete eine Generalüberholung unseres Vehikels. Wir stellten Listen von Dingen die besorgt und erledigt werden mussten zusammen,  vereinbarten Termine bei Ärzten, Behörden und Versicherungen, Aber kaum war etwas erledigt und konnte abgehakt werden, taten sich neue Fragen auf. Über Langeweile können wir uns nicht beklagen.



Das Ersatzteillager auf dem Dach des Wonis wächst von Woche zu Woche in die Höhe. Wenn Peter so weitermacht sind wir bis zur Abreise am
3. September kopflastig.


Da muß ich unbedingt gegensteuern, unter der Sitzbank ist noch Platz, Peter hat den Warmwasserboiler ausgebaut. Wer braucht zum Waschen schon warmes Wasser wenn statt dessen  Schwarzbrot in Dosen, schweizer Schokolade und meine geliebte schwarzwälder Bauernleberwurst gelagert werden können.
 
Dann fragt mich auch noch irgend jemand "hast du denn auch einen Blog"? Natürlich habe ich einen Block und sogar jede Menge Stifte. Mitleidiges Lächeln und eine ausführliche Belehrung wurden mir zuteil. Somit war klar, was ich an all den Abenden bis zur Abreise zu tun habe. Ich werde also ein Reisetagebuch für unsere Bekannten und Verwandten und alle, die's interessiert, einrichten. Aber damit eines klar ist, ich bin kein Bestseller-Autor, ich bin ein blutiger Laie, der einfach nur aufschreibt, was auf so einer Reise alles passiert. Tippfehler und Stielbrüche inklusive. Nicht einmal korrektur-lesen werde ich meine Ergüsse. Wir reisen nämlich einzig und alleine zu unserem Vergnügen aber falls ihr Lust habt, könnt ihr uns jetzt im Internet begleiten.

Sonntag, 19. Juni 2011

Reiseträume

Wann genau der Gedanke aufkam, eine Südamerika-Rundreise in Angriff zu nehmen, weiß ich nicht mehr, es dürften so 2 bis 3 Jahre her sein. Jedenfalls verbrachten wir beide immer mehr Zeit mit Recherchen vor dem Computer und haben Unmengen von Reiseberichten und Reiseführern gelesen. Irgendwann haben wir dann den Entschluss gefasst, jetzt werden Nägel mit Köpfe gemacht, wir beide wollen mit unserem Woni nach Südamerika reisen.

Ja, so begann die Zeit der Vorbereitung: Auskünfte einholen über Impfungen, Versicherungen, Schiffspassage, Dokumente, Zahlungsverkehr, festlegen einer Route...

Geplant war eine sechsmonatige Tour aber je mehr Reiseliteratur wir lasen, um so weniger kamen wir mit der Zeit aus.  Also passten wir einfach die Reisedauer der geplanten Tour an und kamen so auf 12 Monate (ob das ausreicht, wissen wir noch nicht).

Anfang 2010 haben wir uns dann über die Hamburg Süd nach einer Passage mit der Grimaldi- Line nach Buenos Aires/Argentinien erkundigt, aber die Aussichten waren nicht besonders, alle Plätze waren schon ein Jahr im voraus ausgebucht. Ende 2010 erhielten wir die Nachricht, dass für die Passage am 23. August 2011 noch die Eignerkabine zu haben sei. Wir hatten 10 Tage Bedenkzeit, nach 2 Tagen  gab es nichts mehr zu bedenken und wir griffen zu.

Warum wir reisen


Immer wieder wurden wir gefragt, warum diese weiten Reisen, in Deutschland ist es doch auch schön. Was treibt euch denn in die Ferne. Andauernd treibt ihr euch in Nordafrika herum, jetzt auch noch Südamerika. Habt ihr Hummeln im Hinter?

Bei Peter ist das ja leicht zu beantworten. Als Seemann war er immer unterwegs und es ist eher unwahrscheinlich, dass er sein Rentnerdasein auf dem Sofa verbringt,  aber bei mir? Ich kann mir das nur mit einem frühkindlichen Erlebnis erklären. Meine Großtante hat mir die Story Jahre später erzählt und wir haben uns darüber königlich amüsiert.


Ich kann mich zwar nicht mehr daran erinnern, aber die Geschichte ist wirklich passiert.

Als Baby war ich sehr oft bei ihr in Weil am Rhein. Sie war Schweizerin und besuchte hin und wieder ihre Mutter in Thun am Thuner See. Wenn ich zu Besuch war, nahm sie mich eben im Kinderwagen mit (das Kind braucht Luftveränderung). Ich soll als Baby ein rechter Mickerling gewesen sein, davon sieht man heute aber nichts mehr. So reisten wir beide mit der Schweizerischen Bundesbahn von Basel via Bern nach Thun. Auf der Rückreise passierte es dann. Am Thuner Bahnhof  wurde ich zunächst auf Oma von Almen’s Arm zwischengeparkt, während meine Großtante Kinderwagen und Gepäck ins Abteil brachte. Dann wollte sie mich nachholen aber dazu kam es nicht mehr, der Zug fuhr ab. Ich möchte nicht wissen, was sich der arme Schaffner alles anhören musste. Jedenfalls hat er den Zug nicht angehalten, nächster Halt war und blieb Bern. Aber es muß sich um einen sehr kinderlieben und verständnisvollen Schaffner gehandelt haben, denn er sorgte dafür, dass in Bern der nächste Regionalzug zurück nach Thun ein paar Minuten auf meine Großtante wartete. Er veranlasste auch, dass seine Kollegen am Thuner Bahnhof eine außerplanmäßige Durchsage machten, „Die älter Dame mit dem Baby auf dem Arm, die sich auf Bahnsteig 2 befindet, soll bitte dort bleiben, das Kind wird dann abgeholt“. Und wahrscheinlich war es auch dieser Schaffner, der meinem Großonkel in  Basel am Badischen Bahnhof einen leeren Kinderwagen und einen Koffer ausgehändigt hat. Das Gesicht meines Großonkels hätte ich zu gerne gesehen (Info für die Jungspunde: Handys gab es damals noch nicht!). Jedenfalls kam ich, wenn auch mit erheblicher Verspätung, wohlbehalten auf dem Arm meiner Großtante wieder in Basel an.

Das war mein erstes Reiseabenteuer und mir scheint es großen Spaß gemacht zu haben. Bis heute finde ich, dass Bahnhöfe etwas Faszinierende an sich haben.