Samstag, 22. September 2012

Eine Seefahrt, die ist lustig..... (Teil 5)

im Hafen von Tilbury

bald hat die Pasta-Zeit ein Ende

Peter träumt von alten Zeiten

geschafft, aber glücklich

























Wir schaukeln durch die Biskaya, der Wind bläst ganz schön, tiefhängende Wolken jagen übers Wasser und das Meer ist ziemlich unruhig. Aber als wir in den Ärmelkanal einbiegen haben wir wieder traumhaftes Wetter und eine spiegelglatte See. Jetzt liegen wir hier vor der Themsemündung und warten wieder einmal auf den Lotsen. Ob wir am 10. September in Emden einlaufen, ist immer noch ungewiss, wir haben von Grimaldi wieder eine Gratis-Woche, diesmal auf der Grande Buenos Aires geschenkt bekommen. Aber langsam werde ich unruhig.


Endlich haben wir es doch noch in den Hafen von Tilbury geschafft. Da liegen wir nun und es passiert nichts, es ist Sonntag. Wir gammeln rum, machen Pläne für die Heimfahrt und verwerfen sie wieder. Keiner weiß wann es weitergeht und wann wir denn nun Emden erreichen. Nachmittags bummeln wir zum Seemannsclub, ich wollte euch was Neues in den Blog einstellen, aber das Internet ist genau so lahm wie die Hafenarbeiter. Auch am Montag rührt sich nichts. Wohlgemerkt, wir sind im Hafen von London und nicht von irgendeinem Provinznest.

Am Mittwoch tut sich endlich was und am späten Abend fahren wir auf der Themse zurück zur Nordsee. Emden, wir kommen. Uns bleiben genau 3 Tage für eine kleine Willkommensrunde, das wird anstrengend werden!

Freitag morgen um 0:30 Uhr konnten wir das Schiff verlassen. Beim Zoll gab es keine Probleme, die hat nur interessiert wie das denn so ist, ein Jahr unterwegs zu sein. Gegen 11 Uhr stürmten wir in Eckernförde den nächsten Supermarkt, und schwelgten in all den Köstlichkeiten. Und dann entdeckte Peter einen Bratwurststand.....(Deutschland hat auch seine guten Seiten)
In den nächsten zweieinhalb Tagen drehten wir eine kleine Willkommensrunde, wir wurden mit Pauken und Trompeten und sogar einer Schwarzwälder Kirschtorte empfangen.

Die Rückreise nach Freiburg verlief ebenfalls reibungslos, am 18. September gegen abend standen wir wieder in unserer Wohnung und kamen uns vor wie zwei Fremdkörper, was sollen wir hier machen?. Jetzt beginnt das große Ausräumen und Putzen und dann werden neue Pläne geschmiedet. Peter hat da neulich abend zu mir gesagt, "ich war noch nie in der Mongolei", ich auch nicht, wer weiß.....

Es freut mich, wenn euch mein Reisebericht gefallen hat. Ich habe ganz bewußt so geschrieben, wie wenn ich mich mit einer guten Freundin unterhalte. Alle Geschichtsdaten und Hintergründe könnt ihr in jedem guten Reiseführer selbst nachlesen. Machts gut, bleibt gesund, bis zur nächsten großen Reise irgendwann, irgendwo....

eine lange Reise geht zu Ende



Mittwoch, 19. September 2012

Eine Seefahrt, die ist lustig..... (Teil 4)


1. September, eigentlich sollten wir um diese Zeit bereits wieder in Deutschland sein und mit Selma ihren Geburtstag feiern. Aber wie gesagt, die Seefahrt ist nur lustig, wenn man Zeit hat. Heute morgen haben wir Dakar verlassen. Es ist drücken heiß und zu allem Übel ist auch noch die Klimaanlage ausgefallen. Nicht zu glauben, wie sich dieser Blechkasten in kürzester Zeit aufheizt. Peter hat sich natürlich auch an der Fehlersuche beteiligt (und die Ursache entdeckt). Am späten Nachmittag wehte dann wieder ein kühles Lüftchen durch unsere Kabine und Peter hat viele neue Freunde in der Maschine, dafür sind seine Klamotten jetzt reif für die Wäsche.

Sonntag,  2. September, der Grill ist weg! Peter kommt von seinem üblichen Rundgang zurück in die Kabine und verkündet, der Grill steht jetzt auf dem Oberdeck, direkt neben der Brücke, was hat das nun wieder zu bedeuten? Vielleicht wurde ja jemand befördert, oder ein Crew-Mitglied hat Geburtstag und der Kapitän gibt einen aus. Es war nichts Genaueres in Erfahrung zu bringen, alle hielten sich sehr bedeckt. Eigenartig war nur, dass immer mehr auf das Oberdeck geschleppt wurde, Tische Stühle, jede Menge Geschirr und Gläser, ja sogar eine Stereoanlage samt Lautsprecher.

Am späten Nachmittag klopfte dann der Steward an unsere Kabinentüre und verkündete: „heute um 8 Uhr Party auf dem Oberdeck“. Und dann ging die Post ab, alle feierten mit, sogar die Besatzung aus der Maschine. Zu vorgerückter Stunde wurde dann auch noch getanzt, was für mich, da Frauenmagel, in Stress ausartete. Ich war nur heilfroh, dass ich nichts getrunken hatte. 
Warum? 
Dann versucht doch mal auf einem schwankenden Untergrund zu tanzen!

Party auf dem Oberdeck

und wieder mal reichlich Fleisch

die VIP`s

und die Mannschaft

zu vorgerückter Stunde....

Tanz auf dem Oberdeck

Eine Seefahrt, die ist lustig..... (Teil 3)



Wir steuerten geradewegs auf den Äquator zu, am 25. August zur Mittagszeit war es dann soweit, wir waren wieder auf der nördlichen Erdhalbkugel angekommen.

Aber da waren doch tatsächlich 2 Ungetaufte an Bord, das geht natürlich nicht. Den ganzen Nachmittag über tat sich Geheimnisvolles, ständig wurden irgendwelche Dinge zur Brücke getragen und  manches Crew-Mitglied grinste Kathlin und mich verschmitzt und erwartungsvoll an. Um 5 Uhr mussten wir beide dann auf der Brücke erscheinen, vom Peildeck aus wurden wir mit der Feuerspritze - natürlich mit Salzwasser -  abgespritzt. Neptun erschien mit einem gigantischen Dreizack und einer Meerjungfrau.

Neptun im Wickelgewand aus Leintüchern und mit Jesuslatschen sah allerdings eher aus wie ein römischer Gladiator und sein weißer Wattebart erinnerte doch sehr an den unseres Nikolauses. Die Rolle der Meerjungfrau wurde zur allgemeinen Freude der Crew von einer jungen Offizierin übernommen. Man hatte ihr ebenfalls aus Leintüchern einen Fischschwanz konstruiert, den sie hinter sich herschleppte. Das Oberteil war aber so knapp bemessen, dass man sie eher für eine „Fam fatal“ halten konnte.

Kathleen und ich wurden nach der Seewasserdusche mit einer undefinierbaren Suppe bespritzt, ich fürchte, das waren die Reste des Mittagessens. Dann mussten wir durch Neptuns spezielles Fernglas,- zwei zusammengebundene Flaschen, gefüllt mit Wasser,- den Äquator betrachten, jetzt waren wir wirklich bis auf die Haut nass. Peter hat bei der ganzen Zeremonie natürlich kräftig mitgeholfen. Danach  erhielten wir unsere Urkunden und wurden mit einem Glas Sangria im Club der Getauften aufgenommen. Alle, einschließlich Kapitän, hatten ihren Spaß, besonders als man versuchte, der Meerjungfrau auf den Schwanz zu treten (aber das Kleid wollte einfach nicht rutschen). Dem gelungenen Nachmittag folgte ein Barbeque. Der Grill wurde wieder in Gang gesetzt und wir trafen uns alle um 8 Uhr zu einem üppigen Abendessen. 

die zwei Opfer kommen...

und bekommen die volle Ladung ab

...jetzt kommt die Suppe
zwei begossene Pudel
anstoßen auf die gelungene Taufe

Peter bekommt eine Ehrenurkunde




Sonntag, 16. September 2012

Eine Seefahrt, die ist lustig..... (Teil 2)

Am 20. August erreichten wir am frühen Morgen Santos. Wir hatten den ganzen Tag Zeit um noch einmal ausgiebig durch die Stadt zu bummeln und natürlich in einem Internetcafe unsere e-mails zu lesen. Dann kam Peter auf die fatale Idee, den aktuellen Fahrplan von Grimaldi aufzurufen, das hätten wir besser nicht getan. Da stand doch tatsächlich, dass unser Schiff Hamburg erst am 11. September erreichen wird, weil wir zuvor noch Tilbury und Emden anlaufen werden. Unsere Rückreise scheint unter keinem guten Stern zu stehen.

Jetzt liegen wir hier vor Vitoria und warten auf den Hafenlotsen. Vielleicht kommt er heute Mittag, vielleicht aber auch erst morgen….. wir haben ja Zeit.

Am 22. August am späten Nachmittag kam der Lotse, besser gesagt, die Lotsin, doch noch. Die Hafeneinfahrt von Vitoria ist einfach spektakulär, wir standen wie beim ersten Mal wieder auf Deck und beobachteten fasziniert das schwierige Manöver. Am darauffolgenden Nachmittag hieß es für uns endgültig Abschiednehmen vom Südamerikanischen Kontinent. Ein bisschen wehmütig war uns schon zumute, ein Jahr, das ist doch gar nichts. Aber wer weiß, vielleicht kommen wir ja wieder.

Weiter ging’s Richtung Äquator. Die Stimmung an Bord ist prima, alle sind freundlich und es wird viel gelacht. Heute Morgen tanzte in der Küche ein Crew-Mitglied mit einem Müllsack zu Michael Jacksons Musik. Die Schritte klappten ja ganz gut, aber seine Figur ähnelte eher der von Ottfried Fischer. Wir hielten uns die Bäuche vor Lachen. Daraufhin beschloss der Kapitän spontan, heute abends wird gegrillt. Holzpaletten wurden kleingehackt, ein überdimensionaler Grill auf Deck gezogen und ein Feuer entfacht, an dem man einen Ochsen hätte braten können. Die Flammen loderten bis zum Autodeck hoch und wenn der Wind in die Feuerstelle blies, sprühten die Funken wie bei einem Feuerwerk. Die Besatzung einschließlich Kapitän hatte ihren Spaß. Dann wurde Fleisch, das man extra in Argentinien besorgt hatte, aufgelegt (ich schätze, ca. 1 kg pro Person). Wir 3 Passagiere saßen zusammen mit den Offizieren und dem Kapitän in der Messe an einem großen Tisch und man begrüßte uns mit einer Urkunde offiziell zur Atlantiküberquerung auf der Grande Buenos Aires. Ein ausgelassener fröhlicher Abend, nicht zu vergleichen mit der Grande Francia, dort ging alles viel steifer zu und die Hierarchien wurden strikt eingehalten.

Und dann wurde getafelt, ich hatte 3 Tage Magendrücken.


Hafeneinfahrt von Vitoria

eine lustige Truppe

wer soll das alles essen ?

der Vorkoster

alle packen mit an

na dann prost!

warten auf den Lotsen

Eine Seefahrt, die ist lustig.... (Teil 1)

…… vorausgesetzt, man hat viel Zeit und kann warten

An 10. August morgens fanden wir uns pünktlich im Hafen von Montevideo ein, die Grande Buenos Aires war schon nachts eingelaufen und wurde bereits entladen. Auch der Hafenagent von Grimaldi erschien pünktlich aber dann war es vorbei mit der Pünktlichkeit, der Zoll streikte. Da standen wir nun und warteten und warteten. Unser Agent rannte von Büro zu Büro (kann man für 300 US $ auch erwarten) aber es rührte sich nichts. Zwischenzeitlich hatten sich die Neuankömmlinge zu uns gesellt, denen ging es auch nicht besser, sie konnten das Hafengelände nicht verlassen und wir durften nicht aufs Schiff. Das fängt ja gut an! Am Nachmittag hatte unser Agent endlich einen Zollbeamten aufgetrieben, der unsere Dokumente entgegennahm und bearbeitete. Danach durften wir samt Auto endlich aufs Schiff. Noch waren wir die einzigen Passagiere, in Zarate soll noch eine Person zusteigen. Am späten Nachmittag konnten wir doch noch einmal einen Stadtbummel machen, so haben wir wenigsten ein bisschen was von Montevideo gesehen. Auf dem Rückweg versuchte doch so ein kleiner Hosenscheißer, vielleicht 14 Jahre alt, mir meine Handtasche wegzureißen. Aber was ich einmal in der Hand habe, gebe ich so schnell nicht her und gerade als Peter zu einer Ohrfeige ausholte, suchte er das Weite.

Wir verließen Montevideo nachts bei Blitz und Donner und dampften den Fluss entlang nach Zarate. Ich finde es immer noch faszinierend zuzuschauen, wenn zwei kleine Schlepper unseren Riesenkoloss von Schiff einfach umdrehen. In Zarate hatten wir 4 Tage Aufenthalt, es wurde be- und entladen, aber alles in gemächlichem Tempo. Eine junge Amerikanerin aus Kalifornien stieg zu, jetzt hatten wir zu dritt einen Steward, der sich nur um uns zu kümmern hatte, so nobel kann eine Frachtschiffreise sein. Der Koch, den wir schon von der Anreise kannten, strahlte uns an wie ein Honigkuchenpferd, legte sich mächtig ins Zeug und begann unverzüglich mit seiner Mastkur.

Eigentlich sollte jetzt unsere Heimreise beginnen, aber wir kamen nicht sehr weit. Nach kaum einer Stunden Fahrt stoppten die Maschinen, wir stecken auf dem Fluß im Nebel fest. Vor uns 2 Schiffe und hinter uns auch noch eins. Also wieder mal warten, Südamerika will uns einfach nicht loslassen. Aber am nächsten Morgen hob sich der Nebel und es konnte weitergehen Richtung Heimat.
Montevideo

In den Markthallen

Montevideo

Montevideo


auf dem Weg nach Zarate

wir werden gedreht

gestrandet!!