Samstag, 28. April 2012

Abwärts in den Dschungel

so klein und schon so dreckig
das Flußtaxi kommt
wir gönnen uns ein fürstliches Mittagessen


Am Montag, den 23. April verließen wir endgültig die Höhen des Altiplanos und machten uns auf ins Tiefland von Bolivien. Doch zunächst musste ein letzter Pass von 3.700 Metern Höhe  bewältigt werden. Kaum hatten wir die Passhöhe überfahren, glaubten wir uns in einer anderen Welt. Innerhalb weniger hundert Meter wechselte die Landschaft von der kargen Schönheit des Altiplanos in eine üppige, tropische  Vegetation. Feuchtwarme Nebel zogen die Hänge herauf, der Wald, ein undurchdringliches Dickicht mit Lianen, Fuchsiensträuchern und überdimensionalen Farnblättern, fleißige Lieschen und Calas an den Straßenrändern, so zahlreich, wie bei uns im Sommer die Margeritten. Mit jedem Höhenmeter, den wir verloren, kletterte das Thermometer in die Höhe und stieg die Luftfeuchtigkeit an. Gegen Abend erreichten wir das Dschungeldorf Villa Tunari (500 m). Vor einem Wildpark, in dem abgegebenen Tiere wieder ausgewildert werden, konnten wir über Nacht stehen. Im nur 5 Meter entfernten Dschungel kreischten die Papageien, über unseren Köpfen turnten Kapuziner–Affen, in unmittelbarer Nachbarschaft krähten die 3 Hähne des Parkwächters um die Wette, Kolibris schwirrten vorbei und  ca. eine Million Mücken lauerten auf Körperstellen, die nicht eingesprüht waren.

Gerne hätten wir am nächsten Morgen den Tierpark besucht, aber es hatte die ganze Nacht geregnet und gleich nach dem Frühstück fing es schon wieder an. Wir entschlossen uns weiterzufahren nach Puerto Villarroel am Rio Ichila. Aber auch hier war uns das Glück nicht wohlgesonnen. Wir wären gerne mit unseren Reiseabschnittspartnern  Ulla und Helge ein paar Tage auf dem Fluß weitergefahren nach Trinidad, aber der Wasserstand war bereits so niedrig, wir hatten keine Chance mit den Autos auf den Kahn zu kommen. Den Vorschlag, unsere Autos mit dem Kran auf das Boot zu heben, haben wir dankend abgelehnt (unsere Reise ist noch nicht zu Ende).

Nach einer weiteren Nacht im Dschungel machten wir uns auf den Weg nach Santa Cruz. Hier fanden wir einen schönen, ruhigen Platz des Automobilclubs von Bolivien, auf dem wir stehen konnten. Zwischenzeitlich hatte es wieder angefangen zu regnen, aber die Tagestemperaturen lagen bei angenehmen 25 Grad.  Wir waren die einzigen Besucher und konnten tun und lassen, was wir wollten und zum nächsten Supermarkt war es auch nicht weit. Unterwegs hatten wir bei österreichischen Bauern gepökeltes Eisbein erstanden, unter meinen Vorräten fand sich noch ein Beutel Sauerkraut, ein Festessen. Dann packte Ulla  ihren Brotbackautomaten aus, ich kramte meine Backmischungen hervor und so kamen wir in den Genuss von frischem dunklem Bauernbrot. Wir warten auf besseres Wetter und jeder vertreibt sich die Zeit wie er kann, wir haben eben ein paar kulinarische Tage eingelegt.
Urwald
überall plätschert es
mab lebt sehr bescheiden
auf Stelzen
der Wasserstand ist zu niedrig, da kommen wir nicht rauf
unsere Nachbarn