Sonntag, 16. September 2012

Eine Seefahrt, die ist lustig..... (Teil 2)

Am 20. August erreichten wir am frühen Morgen Santos. Wir hatten den ganzen Tag Zeit um noch einmal ausgiebig durch die Stadt zu bummeln und natürlich in einem Internetcafe unsere e-mails zu lesen. Dann kam Peter auf die fatale Idee, den aktuellen Fahrplan von Grimaldi aufzurufen, das hätten wir besser nicht getan. Da stand doch tatsächlich, dass unser Schiff Hamburg erst am 11. September erreichen wird, weil wir zuvor noch Tilbury und Emden anlaufen werden. Unsere Rückreise scheint unter keinem guten Stern zu stehen.

Jetzt liegen wir hier vor Vitoria und warten auf den Hafenlotsen. Vielleicht kommt er heute Mittag, vielleicht aber auch erst morgen….. wir haben ja Zeit.

Am 22. August am späten Nachmittag kam der Lotse, besser gesagt, die Lotsin, doch noch. Die Hafeneinfahrt von Vitoria ist einfach spektakulär, wir standen wie beim ersten Mal wieder auf Deck und beobachteten fasziniert das schwierige Manöver. Am darauffolgenden Nachmittag hieß es für uns endgültig Abschiednehmen vom Südamerikanischen Kontinent. Ein bisschen wehmütig war uns schon zumute, ein Jahr, das ist doch gar nichts. Aber wer weiß, vielleicht kommen wir ja wieder.

Weiter ging’s Richtung Äquator. Die Stimmung an Bord ist prima, alle sind freundlich und es wird viel gelacht. Heute Morgen tanzte in der Küche ein Crew-Mitglied mit einem Müllsack zu Michael Jacksons Musik. Die Schritte klappten ja ganz gut, aber seine Figur ähnelte eher der von Ottfried Fischer. Wir hielten uns die Bäuche vor Lachen. Daraufhin beschloss der Kapitän spontan, heute abends wird gegrillt. Holzpaletten wurden kleingehackt, ein überdimensionaler Grill auf Deck gezogen und ein Feuer entfacht, an dem man einen Ochsen hätte braten können. Die Flammen loderten bis zum Autodeck hoch und wenn der Wind in die Feuerstelle blies, sprühten die Funken wie bei einem Feuerwerk. Die Besatzung einschließlich Kapitän hatte ihren Spaß. Dann wurde Fleisch, das man extra in Argentinien besorgt hatte, aufgelegt (ich schätze, ca. 1 kg pro Person). Wir 3 Passagiere saßen zusammen mit den Offizieren und dem Kapitän in der Messe an einem großen Tisch und man begrüßte uns mit einer Urkunde offiziell zur Atlantiküberquerung auf der Grande Buenos Aires. Ein ausgelassener fröhlicher Abend, nicht zu vergleichen mit der Grande Francia, dort ging alles viel steifer zu und die Hierarchien wurden strikt eingehalten.

Und dann wurde getafelt, ich hatte 3 Tage Magendrücken.


Hafeneinfahrt von Vitoria

eine lustige Truppe

wer soll das alles essen ?

der Vorkoster

alle packen mit an

na dann prost!

warten auf den Lotsen

Eine Seefahrt, die ist lustig.... (Teil 1)

…… vorausgesetzt, man hat viel Zeit und kann warten

An 10. August morgens fanden wir uns pünktlich im Hafen von Montevideo ein, die Grande Buenos Aires war schon nachts eingelaufen und wurde bereits entladen. Auch der Hafenagent von Grimaldi erschien pünktlich aber dann war es vorbei mit der Pünktlichkeit, der Zoll streikte. Da standen wir nun und warteten und warteten. Unser Agent rannte von Büro zu Büro (kann man für 300 US $ auch erwarten) aber es rührte sich nichts. Zwischenzeitlich hatten sich die Neuankömmlinge zu uns gesellt, denen ging es auch nicht besser, sie konnten das Hafengelände nicht verlassen und wir durften nicht aufs Schiff. Das fängt ja gut an! Am Nachmittag hatte unser Agent endlich einen Zollbeamten aufgetrieben, der unsere Dokumente entgegennahm und bearbeitete. Danach durften wir samt Auto endlich aufs Schiff. Noch waren wir die einzigen Passagiere, in Zarate soll noch eine Person zusteigen. Am späten Nachmittag konnten wir doch noch einmal einen Stadtbummel machen, so haben wir wenigsten ein bisschen was von Montevideo gesehen. Auf dem Rückweg versuchte doch so ein kleiner Hosenscheißer, vielleicht 14 Jahre alt, mir meine Handtasche wegzureißen. Aber was ich einmal in der Hand habe, gebe ich so schnell nicht her und gerade als Peter zu einer Ohrfeige ausholte, suchte er das Weite.

Wir verließen Montevideo nachts bei Blitz und Donner und dampften den Fluss entlang nach Zarate. Ich finde es immer noch faszinierend zuzuschauen, wenn zwei kleine Schlepper unseren Riesenkoloss von Schiff einfach umdrehen. In Zarate hatten wir 4 Tage Aufenthalt, es wurde be- und entladen, aber alles in gemächlichem Tempo. Eine junge Amerikanerin aus Kalifornien stieg zu, jetzt hatten wir zu dritt einen Steward, der sich nur um uns zu kümmern hatte, so nobel kann eine Frachtschiffreise sein. Der Koch, den wir schon von der Anreise kannten, strahlte uns an wie ein Honigkuchenpferd, legte sich mächtig ins Zeug und begann unverzüglich mit seiner Mastkur.

Eigentlich sollte jetzt unsere Heimreise beginnen, aber wir kamen nicht sehr weit. Nach kaum einer Stunden Fahrt stoppten die Maschinen, wir stecken auf dem Fluß im Nebel fest. Vor uns 2 Schiffe und hinter uns auch noch eins. Also wieder mal warten, Südamerika will uns einfach nicht loslassen. Aber am nächsten Morgen hob sich der Nebel und es konnte weitergehen Richtung Heimat.
Montevideo

In den Markthallen

Montevideo

Montevideo


auf dem Weg nach Zarate

wir werden gedreht

gestrandet!!